Pressemitteilung

Geführte Wanderung gibt spannende Einblicke in den Wildkatzen-Lebensraum Krofdorfer Forst

20. September 2016 | Wildkatze

„Häufig sind die Vorkommensgebiete der Wildkatze nicht mehr miteinander vernetzt, weil Autobahnen, Siedlungen und intensiv genutzte Agrarlandschaften ihren Lebensraum zerschneiden.”

Wildkatzen-Lebensraum Krofdorfer Forst (Foto: BUND Gießen) Wildkatzen-Lebensraum Krofdorfer Forst (Foto: BUND Gießen)  (Foto: BUND Gießen)

Gießen, 20.09.2016. – Die Region dürfte seit Samstag vergangener Woche um einige Wildkatzen-Expertinnen und -Experten reicher sein: Eine gemeinsam vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Kreisverband Gießen und Hessen-Forst Forstamt Wettenberg veranstaltete Exkursion brachte rund 20 Besuchern den Wildkatzen-Lebensraum Krofdorfer Forst näher. Die fachkundigen Exkursionsleiter Udo Steiger und Holger Brusius vom Forstamt sowie Susanne Schneider, Koordinatorin des Wildkatzenprojekts beim BUND Hessen, informierten über die Lebensweise der seltenen Waldkatze und die aktuellen Forschungsergebnisse aus dem Waldgebiet.

„Die Wildkatze ist keine entlaufene Hauskatze, sondern eine wild lebende Katzenart, die schon seit Jahrtausenden bei uns in Mitteleuropa lebt”, beginnt Susanne Schneider die Führung und erklärt die Unterschiede im Aussehen zwischen Haus- und Wildkatze. „Man erkennt sie besonders gut an den schwarzen Ringen am Schwanz und dem dünnen Aalstrich auf dem Rücken.” Dass eine sichere Unterscheidung zwischen Wild- und Hauskatze aber nur durch eine genetische Analyse, zum Beispiel der Haare, möglich ist erfahren die interessierten Zuhörer sogleich. An Haare der Wildkatze gelangt man mit der so genannten Lockstock-Methode, bei der mit Baldrian besprühte Stöcke im Wald aufgestellt werden. Die Wildkatze reagiert auf den Baldrian und reibt sich am Stock, wodurch Haare haften bleiben. Diese werden abgesammelt und im Senckenberg-Institut in Gelnhausen genetisch analysiert. Im Jahr 2013 hat der BUND gemeinsam mit dem Forstamt Wettenberg und dem NABU Krofdorf-Gleiberg 20 Lockstöcke im Krofdorfer Forst aufgestellt, die seitdem jährlich in den Wintermonaten kontrolliert werden. Mit tollem Ergebnis: 30 verschiedene Wildkatzen konnten bisher festgestellt werden. So konnte eine weitere Wissenslücke zum Vorkommen der Wildkatze in Hessen geschlossen werden.

„Dieses Ergebnis zeigt uns auch, dass der Krofdorfer Forst mit seinem hohen Laubholzanteil und seiner Strukturvielfalt als Lebensraum für die Wildkatze gut geeignet und unsere Waldbewirtschaftung wildkatzenfreundlich ist”, sagt Udo Steiger, Revierleiter in Krofdorf. An verschiedenen Stationen des etwa drei Kilometer langen Rundwegs zeigten die Forstbeamten den Besuchern für die Wildkatze lebenswichtige Lebensraumstrukturen, wie stufig aufgebaute Waldränder, Dickungen, lichte Eichenbestände und Wildwiesen. Hier findet die scheue Waldkatze einerseits die für sie wichtige Deckung, andererseits aber auch beste Bedingungen für die Jagd auf ihre Leibspeise, die Mäuse. Auch durch das Forstamt aufgehäufte Reisighaufen bieten der Wildkatze, nicht nur während der Jungenaufzucht, wertvolle Rückzugsorte.

„Genauso wichtig wie der Erhalt und die Förderung von Strukturen innerhalb des Waldes, wie zum Beispiel die Anreicherung von Totholz, ist jedoch die Vernetzung der Wildkatzenwälder untereinander”, erklärt Susanne Schneider. „Häufig sind die Vorkommensgebiete der Wildkatze nicht mehr miteinander vernetzt, weil Autobahnen, Siedlungen und intensiv genutzte Agrarlandschaften ihren Lebensraum zerschneiden.” Für die Wildkatze ist das ein großes Problem, weil sie nicht mehr wandern kann und damit der genetische Austausch zwischen den Populationen gehemmt wird. Um dem entgegenzuwirken, möchte der BUND mit seinem „Rettungsnetz für die Wildkatze” die Wälder wieder miteinander verbinden und damit den Waldbiotopverbund stärken. Davon profitieren nicht nur Wildkatzen, sondern auch viele andere Arten des Waldes wie Dachs und Rotwild.

Am Ende der über zweistündigen Exkursion war jedenfalls klar: Der ein oder die andere wird in Zukunft den Wald sicherlich mit anderen Augen, ja vielleicht sogar mit Wildkatzenaugen wahrnehmen.
 

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